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Rückholaktion


Rückholaktion

Freitag Nachmittag am 20. Juni 2003 - eine Woche in der Einsatzzentrale  von Emergency Medical Service Austria in St.Pölten geht im heissen  Sommer dieses Jahres langsam seinem Ende entgegen. Die Aufregung gilt  derzeit noch einem aus dem Donau Delta zurückkommenden Schiff von  Viking River Cruises, der MS Viking Prima Donna, welches gerade im  Hafen von Melk für ein kurzes Stop Over und einer  Managementbesprechung mit der Schiffsärztin und dem Hotelmanager,  sowie der ärztlichen Leitung von EMS-Austria vor Anker liegt.

Um 17:36 erreicht uns plötzlich ein Notruf. Am Telefon meldet sich der leitende Flugretter des Tiroler  Notarzthubschrauberbetreibers Schider Helikopter Service aus Waidring. Thomas Wieser ( Feuerwehrkamerad )  benötigt dringend die Medical Assistance der AIR AMBULANCE VIENNA, um einen in Pula verunfallten Freund so  rasch wie möglich nach Österreich zu evakuieren. Die Situation sei lebensbedrohlich … Ein Feuerwehrmann  Markus Gruber aus Kitzbühel hat sich bei einem Kopfsprung in zu seichtes Gewässer eine schwere Verletzung des Kopfes und der Halswirbelsäule zugezogen.

Unmittelbar nach dem Unfall verliert der Patient das Gefühl in Armen  und Beinen, bald darauf folgt eine totale Bewegungsunfähigkeit im Sinne einer Plegie sowohl der oberen als auch  der unteren Extremitäten. Eine Computertomographie im Unfallkrankenhaus in Pula bestätigt den Verdacht - es  liegt eine Mehrfachfraktur des fünften und sechsten Halswirbelkörpers vor mit einer Verletzung und Einblutung in  den Rückenmarkskanal im oberen Halssegment. Der Patient ist aufgrund dieses Verletzungsmusters akut  Lebensbedroht.

Arbeit im  Metaphysischen  Grenzbereich

Unmittelbar nach Entgegennahme des Notrufes wird die Alarmierungskaskade für eine dringliche Air Rescue Mission der AIR AMBULANCE VIENNA in Gang gebracht. Oberstes Gebot organisatorische Zeitverluste so gering wie möglich zu halten. Zuerst wird der Ambulance Jet der Bannert Air aus Wien beauftragt. Die Vorlaufzeit ist kurz, denn die Cessna Citation 2 war vormittags auf einem Ambulanzflug in Dubrovnik. Somit ist das Flugzeug auf Ambulanzflugversion schon umgebaut. Die Piloten sagen sofort zu mit der Flugplanung des Einsatzes zu beginnen - die voraussichtliche Take Off Time wird mit 20:00 vereinbart, was dann auch wirklich halten wird. Bis dahin gibt es aber noch einiges zu organisieren.

Die Medical Crew der AIR AMBULANCE VIENNA aus dem Notärztepool von EMS-Austria muss von der Einsatzzentrale alarmiert, Treffpunkte und Zeiten vereinbart werden. Darüber hinaus sind noch Zeiten für den Last Check bevor Take Off nötig - nichts darf vergessen werden, was man in 2 Stunden dann dringend brauchen könnte. Hohe Disziplin zur Selbstkontrolle mit zur Verfügung stehenden Checklisten ist Selbstverständlichkeit hinsichtlich eines gelungenen Qualitätsmanagement im Ambulanzflug. Weiters gilt es das bodengebundene Transportproblem des Patienten in Pula zum und in Wien vom Airport mit Notarztwagen zu lösen. Eine Bettenreservierung in der Universitätsklinik Wien wird nach Rücksprache mit der unfallchirurgischen Intensivstation von Seiten der Notfallaufnahme ebenfalls zugesagt.

Bild Notfallsanitäter Bereits 02:30 nach Eingang eines Notrufes in der Main Office von EMS-Austria ist der Ambulance Jet der AIR AMBULANCE VIENNA auf Climb Rate Heading South nach Kroatien unterwegs - Notfallsanitäter Gerald Satzinger macht sich während des Hinfluges mit der Gründlichkeit jahrelanger Routine mit dem Medical Equipment on Board wiedereinmal vertauter - nur oftmals geübte Handgriffe können im Ernstfall auch sitzen.
Pünktlich nach einer Stunde 5 Minuten Flugzeit ist der Ambulance Jet der Air Ambulance Vienna im Landeanflug auf Pula. Mit den vorort befindlichen Feuerwehrkamaraden des Unfallopfers wurde vereinbart, dass der Patient zurairambulance6 voraussichtlichen Landezeit mit einem Notarztwagen auf den Air Port in Pula gebracht werden soll. Wird dies auch so funktionieren? Wie geht es dem Patienten wirklich? Hat sich der Zustand des Patienten seit unserem letzten Kontakt mit den Ärzten aus dem Unfallkrankenhaus in Pula verschlechtert? Viele Fragen - vorerst kein Antworten - kalkulierte Ungewissheit bei internationalen Ambulanzflügen. Nach der Landung wartet ein Rettungswagen nächst der dem Flugzeug zugewiesenen Abstellfläche.

Die Einsatzlogistik für die Evakuierung des Patienten haben sich Notarzt und Notfallsanitäter während des Fluges mehrmals durchgesprochen. Es kann los gehen. Der Zustand des Patienten ist lebensbedrohlich. Es bestätigt sich die Diagnose hohes Querschnittssyndrom nach Halswirbelfraktur. Die Primärversorgung des Patienten ist sehr schlecht. Notarzt und Sanitäter beginnen mit dem wesentlichsten. Venöser Zugang, hyperosmolare Infusionstherapie, Stabilisierung des Kreislaufes, Schmerzstillung mit Analgetikern der starkwirksamen Opiatklasse. Auch die Halswirbelsäule gilt es noch mit einer Kunststoff Stiff Neck für den weiteren Transport zu fixieren. Routinierte Hände starten ihr flinkes Programm.

Bild Feuerwehrkameraden Paljevic Goran, Hartmann Herbert u. Helfer. Feuerwehrausflug mit gravierenden Folgen - ein Crew Member der Feuerwehr Kitzbühel hat sich bei einem Kopfsprung in zu seichtes Gewässer schwer verletzt - die CT Untersuchung der Halswirbelsäule im Krankenhaus Pula bestätigt den auf Grund der klinischen Symptomatik zu Recht bestehenden Verdacht - Fraktur des fünften und sechsten Halswirbels mit Querschnittsymptomatik. Die unverzügliche Medical Evacuation des vital bedrohten Patienten ruft die AIR AMBULANCE VIENNA in die Lüfte. 3 Stunden 30 Minuten nach Alarmierung ist unser Team bereits Vorort am Airport in Pula und übernimmt von einem Rettungswagen einen sehr kritischen Patienten.
Nach einer etwa halbstündigen notärztlichen Versorgungszeit am Air Port in Pula wird der Patient vorsichtig auf den Stretcher des Ambulanzflugzeuges umgelagert. Hier kann keine Zeit gewonnen werden - Vorsicht bleibt auch bei solcher Arbeit die Mutter der Porzellankiste - alle Handgriffe müssen sitzen. Der sehr schwer verletze Patient ist endlich im Flugzeug. Die Fortführung eines adäquaten notfallmedizinischen Managements auf Grund der medizinischen Ausstattung des Jets während des gesamten Fluges in jeder Hinsicht bis hin zum intensivmedizinischen Management mit kontrollierter Beatmung möglich. Zur Überwachung der Vitalfunktionen steht mit einem Life Pak 12 ein Monitoring der modernsten Generation zur Verfügung.

Bild Markus Gruber Etwa noch eine Stunde trennte den schwer verletzen Feuerwehrmann Markus Gruber unter notärztlicher Begleitung auf Flight Level 390 von einer adäquaten medizinischen Versorgung in der Universitätsklinik Wien. Das Wesentlichste bezüglich einer Erstversorgung ist getan - hochdosierte Cortisontherapie - hyperosmolare Infusionstherapie - Analgesie mit stark wirksamen Schmerzmitteln der Opiatklasse. Im Ambulance Jet der AIR AMBULANCE VIENNA ist vorerst Ruhe eingekehrt - Supervision durch die Medical Crew und medizintechnisches Monitoring der modernsten Generation.
Das Flugwetter ist ausgezeichnet. Der Jet der Air Ambulance Vienna nimmt nach dem Take Off geradezu Direktkurs auf Wien. Alle Permissions wurden schon vor Beginn der Air Rescue Mission im Büro der Bannert Airairambulance11 in Wien eingeholt. Absolute Priority for top urgent Air Ambulance Flight. Im Cockpit der Cessna Citation 2 sitzt Captain Rene Popp und zeichnet als Pilot in Command verantwortlich für diesen Flug.

Sechseinmal Stunden nach Eintreffen eines Notrufes im Büro von EMS-Austria wird in der Notfallaufnahme der Universitätsklinik Wien von der Medical Crew der Air Ambulance Vienna den diensthabenden Ärzten ein vitalbedrohter aber stabilisierter Patient Markus Gruber nach schwerer Halswirbelsäulenverletzung übergeben. Noch in der selben Nacht wird der Feuerwehrmann Markus Gruber aus Kitzbühel dort notoperiert. Es geht ihm heute nach einer Rehabilitation in Bad Häring der AUVA den neuen Lebensumständen entsprechend gut.

AMBULANCE VIENNA

www.medical-air-service.com